DER HISTORISCHE FAUST
Keywords:
Faustus, Chiromantie, Teufelspakt, Reformation, Martin Luther, ManichäerAbstract
Die Geschichte vom Faust ist ein Sagenstoff, der im neuzeitlichen Europa ohne antike Vorlage neu entsteht: Der Doktor ist Inbegriff der Renaissance als der Geburtsstunde von moderner Wissenschaft und Entdeckung. Ein Georg Faust soll um 1500 durch Wittenberg und Erfurt gezogen sein, der hat, der Sage nach, seine Zeit mit Magie und Scharlatanerien verbracht. Das Volksbuch „Historia von D. Johann Fausten“ (1587) macht dann den Gelehrten aus ihm, der aus enttäuschtem Erkenntnisdrang den unchristlichen Pakt mit Mephistopheles schließt. Faust-Bearbeitungen schießen nun vielerorts aus dem geistigen Boden von Renaissance, Humanismus und Reformation hervor. Es sind nicht viele Daten, die uns gesichert über Georg Fausts Leben erhalten sind (wirklich verbrieft sind nur neun).
Schon sehr bald nach seinem wahrscheinlichen Tod taucht Faust in zahlreichen Büchern über Zauberei und Magie auf, zum Beispiel bei Melanchthon und in den Tischreden Luthers. Anfang der siebziger Jahre verfaßte Roßhirt Faustgeschichten, die er seiner Ausgabe der Tischgespräche Luthers beifügte. Kurz darauf schrieb ein unbekannter Verfasser die Historia von D. Johann Fausten. Das Original ist verloren, es gibt lediglich eine Kopie, die ein Auftragsschreiber bald darauf anfertigte. Georg Faust wurde in der Zeit vor der Reformation zum berühmten Magier, und genau diese Zeit spiegelt sein Leben wider. Der Faust, der dem Leser im Spies-Buch begegnet, ist schon ein Faust der in der Literaturgeschichte als Literaturmotiv bis in die Gegenwart weiterlebt.
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